CO 2 - mehr als nur ein "Stoff"

CO2 - unsichtbar, unterschätzt, wichtig.
CO2 ist im Teich ein wichtiger, aber sehr oft in der Bedeutung unterschätzter Wert. Es beeinflusst nicht nur PH und KH, sondern hat auch Auswirkung auf Agilität und Wohlbefinden der Koi. Im Sommer haben vor allem bepflanzte Teiche gelegentlich Probleme mit dem Kohlenstoffkreislauf, nicht selten mit tödlichen Folgen für die Koi ohne das der Besitzer die Ursache erkennt.
Dazu schreibe ich im Frühling mehr. Doch auch im Herbst und Winter gibt es mit dem Säurebindungsvermögen (SBV)und dem Kohlenstoffkreislauf Probleme. Die Ursache im Winter ist aber meist eine andere als im Sommer. Hier betrifft es mehr abgedeckte Teiche und solche bei denen die Technik abgestellt wird. Auch füttern bei mildem Wetter kann zu Problemen führen.
Ebenso sind Teiche mit viel Schlamm, Laub das lange liegen bleibt, oder in den Algen vorhanden sind gefährdet. Eine Änderung der Sauerstoffversorgung kann sich nicht selten negativ auf PH, KH, O2 und CO2 auswirken. Der Grund für gestorbene oder sterbende Koi wird dann oft in der falscher Richtung gesucht und mit Behandlungen auf Verdacht die Situation noch verschlimmert. Was ist CO2 und wie kommt es in den Teich?
Kohlenstoffdioxid, (CO2) ist eine chemische Verbindung zwischen Kohlenstoff und Sauerstoff. Ein Endprodukt der Atmung von Fischen, Fotosynthese der Pflanzen und der Arbeit von Bakterien (bakterielle Atmung). Dabei verarbeiten Bakterien Endprodukte der Fischfütterung im Filter (Nitrifikation) ,zersetzen Ablagerungen wie Blätter, liegen gebliebenes Futter, Schlamm und sonstige organische Reste im Teich. (Heterotrophe Assimilation)Beim aeroben Abbau von organischem Material wird Sauerstoff verbraucht und es entsteht neben Kohlensäure auch Schwefelwasserstoff und Methan (Faulgase).
Konkret: Kohlenstoffdioxid (CO2) beeinflusst ob das Wasser sauer oder basisch ist. Viel CO2 im Wasser senkt somit den PH Wert, wenig hebt ihn an. Ein PH von 7 ist neutral. Unter 7 bezeichnet man als sauer, über 7 als basisch. Koi benötigen basisches Wasser über einem PH von 7. Koi verbrauchen bei der Atmung Sauerstoff und geben Kohlendioxid ab. Sie sind also CO2 Produzenten. Pflanzen, dazu gehören besonders Faden-und Schwebealgen, verbrauchen tagsüber bei der Photosynthese mittels Tages/Sonnenlicht CO2 und erzeugen Sauerstoff. Nachts oder bei Dunkelheit dreht sich dieses um und sie produzieren unter Sauerstoffverbrauch Kohlendioxid. Somit ist morgens immer deutlich mehr CO2 im Teich und der PH Wert niedrig.
Da im Winter kaum Pflanzen wachsen oder ohnehin nicht im Teich sind, steigt der CO2 Wert stetig an und der PH sinkt. Das Wasser wird sauer. Kohlendioxid und Sauerstoff bilden also einen Kreislauf, der aus Photosynthese und Atmung besteht.
Co2 und KH: Während des Wachstums nehmen Pflanzen und Algen große Mengen von Mineralstoffen und CO2 auf. Sie gehören zu den Verbrauchern und Produzenten. Bei einem Mangel an CO2 sind Wasserpflanzen in der Lage Hydrogenkarbonat (HCO3) aufzunehmen, dass CO2 zu auszufällen und die verbleibenden OH-Ionen auszuscheiden. Das führt zur Ausfällung von Calciumcarbonat (CaCO3) und wird als biogene Entkalkung bezeichnet. Der KH sinkt.
Was bedeutet das für den Teich im Winter: CO2 wird, wenn es nicht von Pflanzen verbraucht wird, über die möglichst feinperlige Sauerstoffversorgung ausgetrieben. Verbleibt CO2 im Teich und reichert sich an, sinkt der PH Wert und es droht ein Säuresturz. --- Mangelnde Belüftung: O2 Mangel, CO2 Überschuss = Gefahr von Sauerstoffmangel oder Säuresturz--- Sauerstoffversorgung nur im Filter (mit geschlossenem Deckel): CO2 wird ausgetrieben, sammelt sich unter der Abdeckung und gelangt zurück ins Wasser = Gefahr von Säuresturz oder Sauerstoffmangel --- Rundherum geschlossene Teichabdeckung ohne Belüftung nach "draußen": CO2 sammelt sich unter der Abdeckung und gelangt über Wasserbewegung zurück ins Wasser = Gefahr von Säuresturz--- Auf dem Wasser schwimmende Abdeckung: Ausreichende Belüftung ist schwer, CO2 kann nicht entweichen = Gefahr von Säuresturz oder Sauerstoffmangel--- keine Wasserwechsel: KH wird verbraucht, PH sinkt durch Regen oder Schnee, H+ Ionen entstehen bei der Nitrifizierung = Säuresturz und/oder Sauerstoffmangel drohen.
Einen weiteren Aspekt von zu viel CO2 im Teich habe ich noch gar nicht angesprochen: Fische atmen aktiv CO2 in einem osmotischen Gefälle aus. Wenn im Wasser zu viel CO2 ist funktioniert dieses Gefälle nicht. CO2 reichert sich im Körper an und führt zu einer Übersäuerung im Blut.
Eine akute Azidose ist das Resultat. Sauerstoffmangel, hoher Blutdruck sowie Schäden an Leber und Niere sind die Folgen. Erkrankungen durch Spätfolgen und Tod nicht ausgeschlossen. Genaue Richtwerte für den CO2 Wert im Teich für Karpfen/Koi gibt es nicht. Die Literatur gibt 2-10 mg/l für Forellen an. Wenn alle Werte im Normbereich liegen sollte man aber immer innerhalb dieser Grenzen sein.
Eine angepasste Belüftung, Abdeckung mit Lüftung nach außen oder ausreichend viel Abstand zur Wasseroberfläche, regelmäßige Wasserwechsel und die Kontrolle der Wasserwerte sind auch im Winter wichtig um sofort reagieren zu können wenn etwas aus dem Ruder läuft. Das gilt auch für den Sauerstoffverbrauch/Bedarf. Alle vorher genannten Prozesse im Teich verbrauchen Sauerstoff!!Wenn man keine CO2 Tabelle besitzt oder sich mit den Werten nicht auskennt kann man an PH & KH immer erkennen ob alles in Ordnung ist oder Handlungsbedarf besteht.
THP Kornelia Röder